Weibliche Genitalverstümmelung (mit FGM abgekürzt, „Female Genital Mutilation“) ist auch in Hamburg ein Thema. Laut einer Studie von Plan International sind mindestens 30% der in Hamburg lebenden Frauen aus Ländern, in denen Genitalver-stümmelung praktiziert wird, beschnitten worden (Behrendt 2011, S. 33). Einzelne Fälle sind bekannt, bei denen Mädchen der Gefahr ausgesetzt waren, während ihrer Aufenthalte im Heimatland an ihren
Genitalien beschnitten zu werden.
Die vorliegende Handreichung zur Intervention und Unterstützung wurde im Rahmen des Hamburger Runden Tisches gegen Genital-verstümmelung erarbeitet, der sich seit April 2012 regelmäßig trifft.
Die Handreichung hat folgende Themenschwerpunkte zum Gegenstand:
o Handlungsoptionen bei Verdachtsfällen / Gefährdungssituationen,
0 Unterstützungsmöglichkeiten nach vollzogener Genitalverstümmelung.
Der Fokus wird auf die interdisziplinäre Fallzusammenarbeit gelegt, deren Ziel es ist, Risikofälle frühzeitig durch den Austausch von Informationen zwischen den beteiligten staatlichen und nicht-staatlichen Einrichtungen / Institutionen zu identifizieren. Dies setzt vertrauensvolle und verlässliche Kooperationsstrukturen voraus, in denen Gefährdungslagen durch interdisziplinäre Fallzusammenarbeit belastbarer eingeschätzt werden können.
Die Handreichung unterstreicht, dass bei der Bekämpfung von FGM alle Akteure relevant sind. Um FGM zu verhindern und Betroffene adäquat zu unterstützen, müssen alle Beteiligten handlungssicher sein. Dies gilt nicht nur für die, die als Erste mit den Betroffenen in Kontakt kommen. Auch diejenigen, die dazu beitragen können, die Verstümmelungen zu verhindern, müssen über entsprechendes Wissen verfügen. Neben professionellen Helferinnen und Helfern/ Fachexpertinnen und Fachexperten sind dies auch Menschen, die die betroffenen Communities sehr gut kennen. Von allen Beteiligten ist dabei eine besonders starke interkulturelle Sensibilität gefordert. Gewünscht ist die Begegnung auf Augenhöhe, in der eine menschenrechtsverletzende Haltung keinen Platz hat. Ohne Einbeziehung der Migrantencommunities ist daher ein nachhaltiger Schutz der Frauen und Mädchen nicht möglich.
Die Fachveröffentlichung richtet sich insbesondere an Fachkräfte in den Unterstützungssystemen Opferschutz (Schutz- und Beratungs-einrichtungen), Schule, Kinder- und Jugendhilfe, Polizei, Staatsan-waltschaft, Gesundheitssystem sowie Fachkräfte aus den Community Gruppen. Sie gibt einen Überblick und Informationen
über Handlungsmöglichkeiten der jeweiligen Berufsgruppen und zeigt zugleich wichtige Schnittstellen und Kooperationspartner innerhalb der Interventionskette auf.
Broschüre
Intervention und Unterstützung bei weiblicher Genitalverstümmelung Möglichkeiten interdisziplinärer Fallzusammenarbeit
Redaktion: Isabel Said, Referat Opferschutz, Amt für Arbeit und Integration, ESF-Verwaltungsbehörde
Herausgeber: Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Arbeit, Soziales und Integration
Fachveröffentlichung des überbehördlichen ; Hamburger RundenTisch gegen Genitalverstümmelung
2015
Hamburg
http://www.hamburg.de/contentblob/4556016/883551d7 (...)
26. 07. 2018 / Hamburg